Das Bauen mit Seilen und Membranen zählt zu den ursprünglichsten Methoden Architektur zu schaffen. Es ist direkt abgeleitet vom Bestreben des Menschen sich gegen Umwelteinflüsse zu schützen. So wurden für die frühen Gebilde dieser Art Felle und Häute verwendet, ganz ähnlich wie bei den ersten Formen von Kleidung.
Die Ursprünge der Konstruktionsmethode sind nicht datierbar, erste Funde gehen jedoch auf das Jungpaläolithikum ca. 30 000 v. Chr. zurück. Das Bauen von Zelten ist Ausdruck der Lebensweise der Menschen in dieser Zeit. Sie sind nicht sesshaft, und ihre Behausung muss sich wandelnden Umgebungen und Witterungen anpassen können. Essentiell ist der einfache Auf- und Abbau sowie Transport der Zelte.
Bei aller Einfachheit und Flexibilität der Bauten geschieht etwas kulturhistorisch Entscheidendes: Mit dem Aufbau ihrer Zelte verändern die Menschen ihre Umwelt. Sie definieren einen Ort und fassen Raum.
Die Faszination dieses Vorgangs ist auch für uns heute noch spürbar wenn wir Architekturen der Nomaden begegnen oder selbst ein Zelt aufschlagen. Die Leichtigkeit und Ursprünglichkeit dieses Konstruierens soll Inhalt unseres Seminars sein. In einer Einführungsphase beschäftigen wir uns mit Membrankonstruktionen, deren Konstruktion und Aufbau. Danach untersuchen wir interdisziplinär Analogien im Segelschiffbau, bei Drachen, Paraglidern und Zelten. Zweiter Schwerpunkt ist der Entwurf eines Baldachins als Unterstand für 4 Personen. In der Entwurfsarbeit sollen die theoretisch erarbeiteten Inhalte angewandt werden. Abschluss ist die gemeinsame Realisierung der besten Entwurfsarbeiten im Rahmen eines einwöchigen Workshops. Ergebnis ist das Objekt im Maßstab 1:1.